David auf Réunion

Tagebuch einer Reise vom 16.Feb. bis 3.Apr. 2010 von David Bierwagen

Samstag, 3. April 2010

Ende einer Reise...

Japp, war nur'n Aprilscherz. Es ist jetzt 10 Minuten vor Abfahrt von StPaul nach StDenis "International Airport"

Mit sehr gemischten Gefühlen schaue ich auf die letzten sechs Wochen zurück. Ich habe viel gesehen, viele sehr nette und hilfsbereite Leute kennen gelernt, Abenteuer nicht zu knapp erlebt und endlich Tropen und Regenwald sehen, erfahren, ertasten, riechen, schmecken, fühlen können.

Einerseits freue ich mich auf Daheim. Endlich wieder Familie und Freunde treffen und umarmen, Photos zeigen, Geschichten erzählen. Andererseits genieße ich das Klima, die Vegetation und den Lebensstil hier so sehr, dass ich gar nicht weg will.

Die Zeit wird zeigen, wann es mich wieder hierher zieht. Und dann will ich doch hoffen, dass ich nicht schon wieder allenie losziehen muss!!!
(Ich hab auch schon fließig Adressen und Kontakte von Ferienhäusern, Autovermietungen, etc. gesammelt)



So kann ich diesen Blog jetzt mit dem Satz schließen, mit dem die Reise quasi angfangen hat:

So long, and thanks for all the fish.

Donnerstag, 1. April 2010

La petite Patatisserie

Der Name ist zusammen gesetzt aus dem Wort Patate, was hier häufig für Kartoffel verwendet wird und der typischen Endung für ein entsprechendes Geschäft.

...ihr ahnt es schon: das mit Ostern in Deutschland wird wohl nichts! Ich habe hier günstig ein sogenanntes Camion Bar zum mieten angeboten bekommen. Das ist ein etwas größerer Campingwagen, der zur Wurstbude ausgebaut ist und fest an seinem Platz, meistens in Strandnähe, steht.

Speisekarte wird kartoffelig:
- Alukartoffeln mit Butter und Knoblauch gefüllt
- Bratkartoffeln
- Fritten
- Chips (auch Süßkartoffelchips)
Ich kenn auch schon wen, der mich mit Süsskartoffelkuchen beliefern würde.


Ist jetzt nicht der Traum, denn geschlafen wird im Camion, aber wenn's zu viel wird, kann ich ja immer noch noch nach .de zurück...

Da das hier ein Urlaubsblog ist und ich damit ja nicht mehr im Urlaub bin, ist das hier mein letzter Eintrag. Ich hoffe euch die letzten 6 Wochen einigermaßen gut unterhalten zu haben. Ihr seid natürlich alle herzlich eingeladen mich jederzeit in StPierre in der Nähe des Hafens besuchen zu kommen und ordentlich Hunger mitzubringen.


Liebe Grüße, David

Dienstag, 30. März 2010

Île de la Slackline

Jaaa, das geht hier auch super. Ich habe in StLeu sogar einen Artisten getroffen, der eine Zirkusschule betreibt und durfte mit ihm trainieren. Meistens suche ich mir aber mehr oder weniger abgelegene Plätze um mich ins Gleichgewicht zu bingen.


li. Cap Méchant; mi. Strand von l'Hermitage; re. am Trou d'Eau


li. südl. StLeu; mi. noch mal Cap Méchant; re. Überreste des Radier d'Ouaki

Beim nächsten Mal muss ich noch ein paar Haken und nen Bohrer mitnehmen. Da lassen sich geile Waterlines spannen!

Montag, 29. März 2010

Cap La Houssaye

Das ist schon sehr geil da. Mein ersten Deepwater Solo, hier nach den berühmten Felsen auf Malorca, Psychobloc genannt. Problem ist, dass das Meer dort häufig recht große Wellen aufwirft und man sich bei nem Sturz nicht wirklich aussuchen kann, in welche Welle man abtaucht. So musst ich erst dreimal vergeblich halten, bis es einmal geklappt hat.

Dicker Überhang, Riesenhänkel und perfektes Badewetter

Aber nicht nur Klettern kann man da, sondern auch klippenspringen, tauchen, schnorcheln und Delfine sehen!!!

Donnerstag, 18. März 2010

Trou de Fer

Beim zweiten Anlauf bin ich bei einigermassen gutem Wetter mit dem Auto bis kurz vor's Maison forestiere de Belouvre gefahren und von dort aus Richtung Trou de Fer aufgebrochen. Ziemlich touristisch, das Ganze. Aber wie immer: sobald man ein bisschen abseits der Hauptpiste ist, ist man allein. Allein mit tausenden verschiedenen Baum- und Pflanzen-arten, dem Regenwald und einem Weg, der nach 10 Tagen Regen wirklich richtig spannend wird. Schlammlöcher bis ueber die Knöchel, umgestürzte Bäume, etc. Ein richtiger Regenwald-Abenteuer-Pfad, in den ich mich voller Begeisterung gestürzt habe.


li. der Weg zum Trou de Fer über den Pfad wird erst nach 10 Tagen Regen wirklich interessant; re. vollausgebauter Touristeig "die Piste"

Beim nächsten Mal brauche ich nen Fahrer, der mich in Bras Panon, im Tal wieder aufgabelt. Nach dem, was ich davon gesehen habe, will ich unbedingt den Abstieg Richtung Bras Panon machen.

Das Trou de Fer selber ist schon wirklich imposant, wenn sich die Wolken dann endlich mal verzogen haben. Man braucht schon einen Hubschrauber, um den 700m tiefer gelegenen Grund sehen zu können. Wer sich also den Heli leisten will, bekommt ein noch eindrucksvolleres Panorama für deutlich weniger Mühe …oder man investiert in Ansichtskarten.


Blick vom Aussichtspunkt ins Trou de Fer.

Botanische Gärten

Davon gibt's hier einige. Von teilweise recht unterschiedlicher Qualität.

Zum einen gibt's hier botanische Wege. Kleine Rundpfade auf denen Schilder verschiedene Pflanzen - meist Bäume - benennen. Für Botaniker wohl absolut genial, mich interessieren mehr die Nutzpflanzen, deren Produkte man in Deutschland nur pasteurisiert und sterilisiert und in Plastik eingeschweisst, fertig verarbeitet, teuer im Supermarkt kaufen kann.

Daher kann ich den Jardin des Parfums et des Epices (Garten der Düfte und Gewürze) und vor Allem die dortige Führung nur empfehlen, eine richtige Anfass- und Probier-Führung. Hier habe ich auch mein erstes wildes Cameleon gesehen, nur hatte ich Held, der sonst immer mit Foto rumrennt, das Ding ausgerechnet in dem Moment nicht dabei.


li. ca 8cm langer Käfer, Spezifikation müsst ihr selber suchen; mi. Porzellanblume, eine Art Inwer; re. Karambola


li. rote Banane, nicht zum Verzehr geeignet, sieht aber hübsch aus; mi. ziemlich abgefahrene schwarze Blume; re. Jackfruit


li. Pfeffer; mi. Kardamomblüte; re. Ingwer und Kurkuma


li. Kochbanane (schmeck aber auch roh); mi. Kaffee (Robusta), re. Vanille


li. Kakaoblüte & Fruchtansatz; mi. quarte épices (vier Gewürze); re. Muskatnuss

Die Führung gibt es leider nur auf französisch, aber ich kann ja versuchen zu übersetzen.

Im Jardin d'Eden werden statt Führungen kleine Heftchen ausgegeben, in denen Informationen zu den interessantesten Pflanzen stehen. Diese gibt's auch auf Deutsch.

mi. sorry für die schlecht Qualität, aber ich wollte euch den berühmten Marguillat nicht vorenthalten; re. leider noch geschlossene Lotusblüte

Dort habe ich das erste Mal Lotus gesehen und angefasst und den berühmten Lotuseffekt bestaunen dürfen. Mir fehlen die Worte: beeindruckend, erstaunlich, faszinierend. Die Worte teffen zwar zu, beschreiben aber nicht annähernd meine Begeisterung!


Leider etwas unscharf, ist nicht ganz einfach mit einer Hand den Tropfen auf dem Blatt zu balancieren und mit der anderen dem Autofokus beizubringen den Tropfen scharf zu stellen ;-)

Sehr interessant ist auch das Conservatoire Botanique de Marscerin, eine staatlich unterstützte Freilichtsammlung aller möglichen Pflanzen, die auf der Insel wachsen und wuchsen. Hier kann man durchaus einen kompletten Tag einplanen. Der Garten ist thematisch sehr gegliedert aufgebaut und es wird ein hoher Pflegeaufwand betrieben. Über den Tag verteilt werden 4 verschiedene Führungen angeboten. Die zur botanischen Entwicklung der Insel war sehr interessant und sehr anschaulich gestaltet. Den Rest des Gartens habe ich mir dann ohne Führung ansehen müssen/düfen.


li. Malve, quasi die Nationalblume der Réunion


li. Camäleon (w), hier endormi (frz. Eingeschlafener); mi. Ananas in voller Blüte; re. Blüte der Karamola

Der Garten Exotica ist nicht so zu empfehlen. 6EUR Eintritt für ein paar Pflänzchen mit Schildern dran, ohne weitere Erklärung. Dafür jede Menge Verbotsschilder und massig modellierte Dinosaurierfiguren. Höchstens die Orchideen-Sammlung dürfte für einen Liebhaber interessant sein.

La Fournaise

Oder korrekt: le Piton de la Fournaise. Der aktive Vulkan und ein must-have-seen auf der Insel hier.

Die Fahrt über die Piste durch die Plaine des Sables allein war schon ein Abenteuer. Schlaglöcher wie Waschbecken und eins am andern. Erster Gang und Standgas, damit kommt man halbwegs heile durch. Wird aber trotzdem ordentlich durchgeschüttelt.


Blick auf die Plaine des Sables, ein Stück Strasse ist noch zu sehen, die Piste fängt unten links im Bild an.

Vom Refuge sind es etwa zwei Stunden stramme Wanderung bis zum Aussichtspunkt in den grossen Hauptkrater Dolomieu.

li. Blick vom Refuge zum grossen Krater; re. Blick zurück

Kaum dort angekommen rissen die Wolken auf und ich hatte ein perfektes Panorama.


li. Blick in den Krater Dolomieu; re. Blick über das, was mir bis dahin den Blick versperrt hatte.

Auf dem Rückweg konnte ich dann alles bestaunen, an dem ich vorher vorbei gelatscht war, weils in der Nebelsuppe einfach nicht zu sehen war.


li. & mi. ziemlich abgefahrene Formationen, die gar nicht so richtig nach Stein aussehen; re. erstaunlich grosser Farn auf dem Weg zum Krater

Kontrastprogramm. nicht mal 10 km vom Vulkankrater entfernt die idyllischsten Wiesen mit einem verträumten Blick auf den Piton des Neiges


Dienstag, 16. März 2010

Eine kleine Inselrundfahrt

Ja, ich lebe noch ;-)

Ich hab mir ein Auto geliehen und die touristischen Plätze der Insel besucht. Ein bisschen sight-seeing halt.

Die Ost-Küste (Côte au vent) ist ziemlich feucht. Hier brandet die feucht, warme Luft vom indischen Ozean an die Küste und es fliesst regelrecht aus den Wolken, besonders in der Regenzeit, ganz besonders in der Regenzeit, wenn ein Zyklon über Rodrigues hängt. Deswegen sind die paar Bilder, die ich von der Landschaft gemacht habe auch recht wenig erfreulich. Viel interessanter sind die Felsformationen, die von der Lava geschaffen wurden.

mi. eingestürzter Lavatunnel, mit ein bisschen Glück kann ich euch davon noch mehr zeigen in ein paar Tagen;
li.&re. ausgefaltete Lava, das kann einen Klettergriffgestalter inspririeren.


In StPaul habe ich dann meine erste selbstgefundene Kokosnuss vernascht. Die lag unter einer Palme, bei der nicht genau zu erkennen war, wem sie gehoert. Nachdem ich mit dem Messer die faserige Hülle weggepickelt habe, konnte ich zwei weiche Stellen aufbohren und das Wasser trinken.

Meine erste selbst gefundene und geöffnete Kokosnuss in StPaul


Um an das Fleisch zu kommen habe ich die erprobte MaWi-Stein Methode verwendet. Auf dem Rückweg zum Auto hab ich noch noch zwei tiefhängende Nüsse gesehen, die ich mir ein paar Tage später geholt habe. Wenn man das Wasser durch Rum ersetzt und 2-3 Stunden einziehen laesst, gibt das lecker Punch coco.

Landschaftlich sehr interessant und recht leicht zu erreichen sind die zwei Becken Bassin la paix und Bassin la Mar. Durch den vielen Regen der letzten Tagen kam da ne Menge Wasser runter und es gab eine ordentliche Strömung, sodass ich die Badehose gleich im Auto gelassen habe.


Bassin la Mar, da muss man mal ne Waterline spannen.


Mein Plan mir das Trou de Fer am Folgetag von Hell-Bourg aus zu erwandern fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Also wieder an die regenarme Westkueste sous-le-vent und ausschlafen in der Hängematte am Strand von StLeu. Über die Küstenstrasse bin ich dann Richtung StPierre gezuckelt, alle Nase lang mal angehalten, hübsche Plätze entdeckt, die ich euch gerne persönlich zeige. Am Abend hab ich mir dann ein spitzen Fischmenue in StPierre im Restaurant DCP gegönnt. Das Restaurant wird von einem Fischer geführt, der den besten Teil seines Fangs selber verarbeitet.

Und wo wir gerade beim kulinarischen sind, sollen Mme. Eva Annibal und das Beau Vallon in und um Bras Panon nicht unerwähnt bleiben.
Mme. Annibal hat vor Jahren den Kochwettkampf der Insel gewonnen und daraufhin eine Ferme-Auberge eröffnet. Hier bekocht sie täglich zweimal (ausser sonntagsabends) ihre Gäste, sowohl Touristen, als auch Einheimische. Immer mit dem gleichen Menue: Als Apperitiv gibt es 2m Rhum arrange (2m, weil es einen Tisch von 2m braucht, um die Flaschen neben einander stellen zu können!). Nach der Vorspeise gibt es immer Fischcurry und Canard a la Vanille, dazu Reis und das übliche Linsen bzw. Bohnen Gemüse.
Das Restaurant Beau Vallon liegt direkt am Meer und ist dafür gut bezahlbar und sehr lecker. Den Salade de Palmiste und das Cari au Crevettes kann ich nur empfehlen. Für mehr reichte der Platz im Bauch nicht.

Die Führung in der Cooperative de la Vanille fand ich ein bisschen enttäuschend, aber als Tourist muss man das wohl durchgemacht haben.

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